
Am 19. und 20. November 2018 fahren wir nach Kiel! An der Uni dort findet die Tagung „Biointensive Landwirtschaft, Marketgardening, Microfarming – Neue Konzepte für eine agrarökologische und zukunftstaugliche Landwirtschaft“ statt, bei der wir auch einen Vortrag halten werden. Der heißt:
Unser Workshop:
Nr.: Workshop 1 |
Titel: Aus dem Traum wird Realität – Gründung einer Solawi |
Von: Kerstin und Marcel Mengewein |
Raum: 104a |
Zeitraum: 16:15 – 17:30 Uhr (75 Minuten) |
Inhalt: Ihr träumt von der eigenen Gärtnerei und wisst noch nicht so richtig, wie ihr euren Traum verwirklichen sollt? Kerstin und Marcel vom Youtubekanal PermaGlück nehmen euch mit auf ihre persönliche Reise. Vom Aussprechen der Intention über das Schreiben des Geschäftsplans bis hin zur Gründung der Solawi in Rheinland-Pfalz und der Suche nach Mitgliedern. Außerdem ist hier eurer kreativer Input gefragt! Erfahrene Gärtner sind ebenfalls herzlich willkommen. |

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Maxime kennen wir leider noch nicht. Es gibt nichts deutsch- oder englischsprachiges im Internet zu finden, als wir danach gesucht haben. Und genau deshalb sollte sein Vortrag extrem spannend werden! Denn Maxime wird uns aus der französischen Szene des bio-intensiven Anbaus berichten. JM Fortier und sein „Lehrer“ Eliot Coleman haben sich viele Techniken bei traditionellen Südpariser Gärtnereien abgeschaut und sie in ihrem eigenen nordamerikanischen Context weiterentwickelt. Maxime dürfte also noch näher an der Quelle sitzen. Wir freuen uns tierisch auf diesen spannenden Einblick nach Frankreich.

Unser Mentor JM Fortier! Von ihm haben wir die Anbaumethode des bio-intensiven Gemüseanbaus. Wir haben sein Buch studiert und sind Teil der Online Masterclass, bei dem Fortier den Anbau jeder einzelnen Gemüsekultur Schritt für Schritt im Detail erklärt, mit der Kamera filmt und kommentiert. Aber auch die Themen Bewässerung, Voranzucht, Kompost und Anzuchterden, Dünger, Pflanzenschutz, Folientunnelmanagement, Wasch- und Packstation, Kühlung und Lagerung, Anbauplanung, Geräte und Maschinen und so weiter. Wir lernen fleißig und freuen uns natürlich, unseren Mentor persönlich die Hand schütteln zu können. Wenn wir großes Glück haben, ist vielleicht ein exklusives Interview drin!

Richard Perkins hat die halbe Welt bereist und sich ausgiebig in diverse Klimazonen, Anbaumethoden und vorallem die Permakulturphilosophie vertieft. Vor ein paar Jahren war er es satt, als hochangesehener Permakulturdozent immer nur Vorträge zu halten und Kurse zu leiten. Er wollte praktisch beweisen, dass es möglich ist, mit wenig Geld in einem herausfordernden Klima eine Microfarm aufzubauen, nach permakulturellen Prinzipien und trotzdem betriebswirtschaftlich profitabel für alle Angestellten. Diesen Traum hat er in Schweden verwirklicht, die Richdale Farm. Von ihm haben wir auch die Inspiration für unsere mobilen Hühnerställe! Wir würden uns tierisch freuen, wenn wir auch Richard vor die Linse bekämen!
Info zur Tagung:
Diverse Krisen auf ökologischer, ökonomischer, sozialer und psychologischer Ebene zeigen deutlich den Handlungsbedarf der Entwicklung neuer Modelle um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten. Nicht mehr zu ignorierende Warnsignale zeigen sich u.a. im wachsenden Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land, in dem sich zuspitzenden Klimawandel, dem bedrohlichen Artensterben und der fortschreitenden Bodendegradation, dem Höfesterben, in der Zunahme von chronischen Zivilisationskrankheiten und nicht zuletzt in der steigenden Zahl von Burnout-Erkrankungen.
Seit ein paar Jahren entstehen weltweit neue landwirtschaftliche Modelle, welche durch ihren systemischen Ansatz beeindruckende Effekte aufweisen. Sie nennen sich Market Gardening, Biointensive Landwirtschaft oder Mikrofarms und sind inspiriert von agrarökologischen und permakulturellen Denkweisen. Anstatt in die Größe zu wachsen, werden die Kulturflächen, gerade im Gemüsebau, kleiner und intensiver und dadurch um ein Vielfaches produktiver. Voraussetzung für ein Funktionieren dieses intensiven Anbausystems ist eine perfekte Bodenstruktur und -fruchtbarkeit. Solche Betriebe können – entgegen der Logik der Skaleneffekte – sogar produktiver und rentabler sein als größere Betriebe, so das Ergebnis einer Doktorarbeit. Diese Konzepte widerlegen somit erstmalig das bisher gültige landwirtschaftspolitische Paradigma „Wachse oder Weiche“. Sie sind ökonomisch rentabel, ökologisch wertvoll und sozial wertschätzend.
Obgleich der Unterschiedlichkeit der einzelnen Konzepte lassen sich folgende Gemeinsamkeiten identifizieren:
- geringe Investitions- und Produktionskosten (keine großen landwirtschaftlichen Maschinen, wenig Erdölbedarf, kleine Anbaufläche)
- Verwendung von traditionellen und Erfindung von neuen, an den Menschen angepassten Werkzeugen und Arbeitsabläufen, welche eine vergleichsweise geringe körperliche Belastung aufweisen („human-scale“) und sehr effizient sind
- Erzeugung von biologischen Lebensmitteln bei gleichzeitiger Förderung der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit durch agrarökologische und permakulturelle Praktiken (Mischkultur, breite Fruchtfolge, geringe Bodenbearbeitung, dauerhafte Bodenbedeckung, Verwendung samenfester Sorten, etc.)
- Förderung der lokalen Wertschöpfung durch Direktvermarktung oder als Solidarische Landwirtschaft
- An den Menschen angepasste Betriebsgröße, basierend auf der Implementierung natürlicher Ökosystemprozesse.
Diese Höfe existieren bisher hauptsächlich im englisch- und französischsprachigen Raum. Es ist an der Zeit, diese Form wirtschaftlicher Zukunft auch in Deutschland bekannt zu machen und gemeinsame Strategien für eine kleinbäuerlich-ökologische Agrarwende zu entwickeln.